Полный текст статьи
Печать

In Übereinstimmung zwischen führenden Fachwissenschaftlern, Wirtschaftsvertretern und Politikern wird Frühe Bildung und Erziehung als eines der zentralen Aufgabenfelder für die nahe Zukunft in der deutschen Bildungspolitik eingestuft. Der Ausbau der Kindertagesbetreuung insbesondere für unter Dreijährige (U3) ist beschlossen. Ausbauziel bis 2013 ist es 75o.ooo Plätze bei der Annahme eines Bedarfes für rund ein drittel aller Kinder bis 3 Jahren zur Verfügung zu stellen. 70% dieser betreuungsplätze sollen über Kindertagesstätten und  30% über die Kindertagespflege realisiert werden. Die Einführung eines Rechtsanspruches wird die Nachfrage nach Betreuungsplätzen sicher noch erhöhen. Die augenblicklich vorgelegte Bedarfsprognose für das Personal, vorgelegt vom Deutschen Jugendinstitut (2009), liegt bei einem Umfang von 36.ooo Vollzeitstellen.

Das hat zur Folge, dass sich auch der Ausbildungsbereich für pädagogische Fachqualifikation bewegen muss. Erfreuliche Entwicklungen sind hier zu verzeichnen, sowohl den Bereich der Weiterbildung als auch der Ausbildung und Akademisierung betreffend.

Seit 2004 werden ca. 50 Bachelor- und Masterstudiengänge deutschlandweit angeboten. Es handelt sich um Weiterbildungsstudiengänge, grundständige Studiengänge und berufsbegleitende Studiengänge, überwiegend an Fachhochschulen angesiedelt. Die neue Berufsbezeichnung für AbsolventInnen der neuen Studiengänge im Bereich Bildung, Erziehung und Betreuung im Kindesalter soll „KindheitspädagogIn“ heißen. Über das Infoportal Frühpädagogik studieren wird ein Überblick über alle bestehenden Studiengänge in Deutschland gegeben [1].

Die Fachschulen haben ihre Curricula überarbeitet und es gibt erste Bestrebungen, im Sinne des Bologna Prozesses, die Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Bildungsniveaus zu erhöhen. Das Praxisleistungen auf Studiengänge angerechnet werden können, ist eine Möglichkeit, die Modularisierung und Verknüpfung unterschiedlicher Bildungsinstitutionen eine andere. Der Prozess läuft in den unterschiedlichen Bundesländern spezifisch anders, orientiert an den jeweiligen Rahmenbedingungen, ab.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung im Kindesalter (BAG-BEK) hat die Professionalisierung der pädagogischen Fachkräfte im Blick.  Sie hat sich zur Aufgabe gemacht die Aktivitäten verschiedenster Institutionen und Akteure im Feld der Bildung und Erziehung im Kindesalter in Deutschland zu vernetzen und weiterzuentwickeln [2].  Auch hier wird der Aspekt der Durchlässigkeit  zum wichtigen Anliegen der unterschiedlichen Akteure.

„Die BAG-BEK tritt ein für eine Durchlässigkeit und Pluralitätvon Aus- und Weiterbildungsformen von der Fachschule über wissenschaftliche Studiengänge (Bachelor of Arts und Master of Arts) bis hin zur Promotion.“

Ein besonderes Anliegen ist die Förderung der Ausbildung auf akademischem Niveau und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.“

Darüber hinaus ist auch die Forschung zentral für die Entwicklung von Qualitätsstandards in der Bildungsdebatte. Die BAG-BEK hat sich entsprechend die Dokumentation von Forschungsergebnissen zur Aufgabe gemacht.

Die Zielsetzung ist in dieser Hinsicht folgendermaßen formuliert: „Gesellschaftspolitisch soll eine professionelle Aufwertung der Bildungs- und Erziehungsarbeit pädagogischer Fachkräftedurchgesetzt werden, auch um europäischen Standards gerecht zu werden.“

Auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung werden Ausbildungsziele  und -standards neu definiert. Das Projekt "Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) - ein Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut e.V." wird im Rahmen der Qualifizierungsinitiative "Aufstieg durch Bildung" der Bundesregierung vom DJI durchgeführt. Ziel ist es, Innovationen im Aus- und Weiterbildungssystem frühpädagogischer Fachkräfte zu initiieren, zu fördern und zu begleiten. Das DJI ist für die fachliche Konzeption und Umsetzung verantwortlich.“ [3] In all diesen Initiativen wird deutlich, dass es nicht nur um einen quantitativen Ausbau an Tagesbetreuungsplätzen für Kinder gibt sondern dass damit einhergehend auch der Qualitätsgedanke in Bezug auf Bildung und Betreuung weiterentwickelt werden muss. 

Es geht also um Qualitätssicherung deren Grundlage die Bildungsvereinbarungen in allen Bundesländern bilden. Entlang des Modells aus dem 12.ten Kinder- und Jugendberichtes (2005), der die Qualitätsdimensionen

  • Strukturqualität
  • Orientierungsqualität
  • Prozessqualität
  • Management/Organisationsqualität
  • Kontextqualität
  • Ergebnisqualität

formuliert sind inzwischen vielfältige Qualitätssicherungsverfahren entwickelt worden.

Grundlage ist hier die Annahme, dass ein ausdifferenziertes und komplexes Bildungsgefüge Bildungs- und Entwicklungseffekte des Kindertagesstättenbesuchs beeinflussen und gestalten.

 

(Viernickel 2009, S.12) 

Eine Schwierigkeit besteht dabei in einer vergleichbaren Messung von Qualität, die empirischen Forschungsstandards genügt. Das Beispiel „Fachkraft Kind Relation“ soll exemplarisch Schwierigkeiten aufzeigen. Diese Relation zeigt in einigen Studien Zusammenhänge mit der Prozessqualität. Die „Fachkraft Kind Relation“ wird in den einzelnen Bundesländern in unterschiedlichen Formen festgehalten und dargestellt und diese Kategorien lassen sich nur schwer oder begingt miteinander vergleichen. Die Operationalisierung ist also nicht bundesweit eindeutig. So wird das Alter der Kinder wird mehr oder weniger differenziert festgehalten, die Betreuungszeit der Kinder wird unterschiedlich gelistet, zuweilen stundenweise, aber auch als Halb- oder Ganztagsplätze. Die folgende Tabelle (Viernickel, Schwarz 2009, S. 21) zeigt den statistischen, rechtlich vorgegebenen Personalschlüssel und die errechnete Fachkraft-Kindrelation. Die Differenz im pädagogischen Alltag ist beachtlich.

Die Qualifikation der Fachkräfte bleibt in dieser Zusammenstellung aussen vor, und wird in der rechtlich festgelegten Betreuungsrelation auch nicht angeführt.

Insbesondere die Prozessqualität, die die realisierte Pädagogik beschreibt ist nur bedingt messbar.

Das DJI hebt in seiner „Agenda für den qualitativ orientierten Ausbau der Kindertagesbetreuung für unter Dreijährige – Quantität braucht Qualität“ (2009) die Bedeutung der öffentlichen Kindertagesbetreuung zur Förderung von Chancengleichheit in Deutschland hervor. Mit Augenmerk auf die kompensatorischen Effekte früher Tagesbetreuung formuliert sie qualitative Schlüsselstellen des institutionellen Ausbauprozesses auf fünf Qualitätsdimensionen. 

  • Qualität für Kinder
  • Qualität für Eltern
  • Qualität der Institutionen
  • Qualität des Personals
  • Qualität der Steuerung

Diese Agenda bietet eine Bestandsaufnahme und formuliert Forderungen an einen gelingenden Ausbau der Kinderbetreuung und  richtet sich damit  an alle Akteure die den Bildungsprozess von Kindern mitgestalten.

Zum Bedeutungsgewinn frühkindlicher Bildung

In keiner anderen Lebensphase sind Entwicklungs- und Bildungsprozesse so eng miteinander verflochten wie in der frühen Kindheit. In allen Bundesländern gibt es inzwischen Bildungsvereinbarungen, Bildungspläne oder Bildungsempfehlungen die sich mit dem Bildungsauftrag, dem Verständnis von Bildung und mit Bildungsstandards befassen und diese für ihre jeweils spezifischen Rahmenbedingungen formulieren. Wenngleich die Vereinbarungen sich in bezug auf Zielgruppen, in Länge, Inhalt und Strukturierung unterscheiden, zeichnet sie ein gemeinsamer Auftrag für die Institutionen der Kinderbetreuung aus.

Das Bildungsverständnis von Kindertageseinrichtungen bildet eine Trias von Bildung, Erziehung und Betreuung. Dabei wird Bildung verstanden als aktive Aneignung der Welt, der Kultur und der Natur von Geburt an. Erziehung beschreibt die Gesamtheit der Verhaltensweisen und Aktivitäten von Erwachsenen im verantwortlichen Umgang mit Kindern und Betreuung die umfassende Sorge für das leibliche und seelische Wohlbefinden der Kinder. Das Bild vom Kind ist gekennzeichnet durch die Wahrnehmung des Kindes als einzigartige Persönlichkeit und aktivem (Mit-)Gestalter seiner Bildungsprozesse.

Lernen wird als lebenslanger Prozess verstanden. Es geht ums Lernen- lernen, als ganzheitlichen Prozess, im sozialen Kontext, im Spiel und um die Entwicklung von Vorläuferfähigkeiten.

Grundlage für die aktive und gezielte Bildungsarbeit in Kindertagesstätten ist die beobachtende Wahrnehmung des Kindes. Die Beobachtungen und Dokumentationen von Entwicklungsverläufen sind die Ausgangsbasis für eine individuelle Förderung von Fähigkeiten, Begabungen und Talenten. Die Beobachtungen sollten auf die Möglichkeiten und die Vielfalt kindlicher Handlungen, Vorstellungen, Ideen, Werke und Problemlösungsstrategien ausgerichtet sein. Dabei geht es in erster Linie um einen an Kompetenzen orientierten Blickwinkel. Die individuellen Kompetenzen des Kindes werden dabei in domänenspezifischen und domänenübergreifenden Kompetenzentwicklungsmodellen verortet. (Weinert, S., Doil, H. & Frevert, S. 2008).  Diese Beobachtungen und Verortungen bilden die Grundlage für eine an den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten ausgerichteten Förderung des Kindes.

Der Prozess der frühkindlichen Bildung und Erziehung ist maßgeblich mit beeinflusst von dem Verhältnis der Betreuungsinstitution und den Eltern, als primäre Sozialisationsinstanz, der sich in den Bildungsvereinbarung in der Forderung nach Partnerschaft in Erziehung und Bildung ausdrückt. Auch die Ausrichtung und Ausstattung vieler Kindertagesstätten nimmt die Familie intensiver in den Blick, die Gründung von Familienzentren, Mehrgenerationenhäusern, Elternkaffees etc. zeugt von dem Anspruch, Ansprechpartner für familiäre Belange zu sein und Familien in ihrem Erziehungsauftrag bestmöglich zu unterstützen. Elternarbeit versteht sich nunmehr im Sinne einer „Erziehungspartnerschaft“.

In diesem Zusammenhang kommt der Gestaltung von Übergängen in der Betreuung von Kindern eine wichtige Rolle zu. Es sollte ein sanfter, begleitender Übergang von der Familie zur Kindertagesstätte gestaltet werden, dies ist insbesondere wichtig je jünger die Kinder sind. Ein solcher Übergang braucht Zeit, eine Individuelle Betreuung die Kontinuität und Stabilität bietet durch eine konstante Bezugsperson in der Kindertagesstätte. Zur Begründung der Notwendigkeit dieses sanften Übergangs wird allenthalben auf Bindungstheorien verwiesen. In diesem Zusammenhang und auf Grundlage der Bindungstheorie wurden unterschiedliche Eingewöhnungsmodelle entwickelt. Frau Ahnert (2010) weist in diesem Zusammenhang auf die unterschiedlichen Bindungsanforderungen zwischen der primären Bindungsperson, in der Regel Mutter oder Vater, hin. Dabei sucht das Kind in der Mutter/Vater Kind Bindung in erster Linie Sicherheit und Stressreduktion während es von der Kind Erzieherinnen Bindung vor allem Exploration und Assistenz erwartet.

Bindungsverhalten ist nicht statisch sondern kann sich bei entsprechenden Erfahrungen im Verlauf der Kindheit und Jugend verändern. Positive Bildungserlebnisse in Kita haben unter Umständen einen präventiven Charakter und könnte Chancen bieten, auch für einen anderen, konstruktiveren Umgang mit Migration und Integration.

Der andere entscheidende Übergang ist dann der von der Kindertagesstätte in die Grundschule. Im Niedersächsische Orientierungsplan wird dieser Übergang und der Anspruch an Kooperation zwischen Kindertagestätte und Schule folgendermaßen beschrieben: „Die Kooperation muss von allen Beteiligten ernst genommen und bejaht werden und als konkurrenzfreier Prozess auf gleicher Augenhöhe auf Dauer gestaltet, kontinuierlich reflektiert und weiter entwickelt werden.“ Die Beteiligten Akteure sind die Kinder, die Eltern, die Grundschule, die Kindertagesstätte und die politischen Rahmenvorgaben die diesen Übergang mitbestimmen.

Jugendministerkonferenz und Kulturministerkonferenz streben hier eine Kooperation an, durch die gemeinsame Weiterbildungen von Erzieher/innen und Grundschullehrer/innen ermöglicht werden sollen. „Ziel dieses Diskurses sind gleichermaßen das schulfähige Kind wie die kindfähige Schule“ (JMK und KMK 2004).  Für die akademische Ausbildung sollte auch eine, mindestens zeitweise, gemeinsame Hochschulausbildung in Angriff genommen werden, insbesondere da in einigen Bundesländern aufgrund der Einführung der flexiblen Eingangsstufe an Grundschulen und der Einführung von Ganztagsschulen Erzieher/innen und Grundschullehrer/innen ohnehin eng zusammenarbeiten müssen. Erfreulich auch hier die neueren Ergebnisse der Kitastudie von Frau Ahnert (2010):

Lernfreude und Anstrengungsbereitschaft ist bei Kindern die eine gute Beziehungserfahrung in der Kita gemacht haben größer.

Über das gesamte Bildungswesen hinweg sind Übergänge kritische Situationen für Kinder. Um diese Übergänge gelingend zu gestalten ist eine individuelle Sichtweise auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des einzelnen Kindes in seiner spezifischen Umwelt immanent wichtig.

References

  1. http://www.fruehpaedagogik-studieren.de
  2. (http://www.rheinahrcampus.de/Bundesarbeitsgemein-schaft.2041.0.html)
  3. (http://www.weiterbildungsinitiative.de)